Wahre Geschichte: Mein Auslandspraktikum in den USA

Wahre Geschichte: Mein Auslandspraktikum in den USA

Mein Auslandspraktikum in den USA

Im Jahre 2007 verschlug es mich in die Vereinigten Staaten. Mehr spontan als langfristig geplant hatte ich mich für ein Praktikum im Ausland entschieden. Es standen dabei alleine die Aspekte der juristischen Arbeit im Vordergrund. Universitäre Abschlüsse oder Qualifikationen strebte ich dort also nicht an. Aber bereits die praktischen Anforderungen nahmen mich gänzlich in Anspruch.

Warum fiel meine Wahl auf ein Auslandspraktikum?

Im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen habe ich ein Praktikum nicht bereits im Jurastudium absolviert. Rückblickend gesehen war das ein Fehler, hätte ich doch von der Unterstützung der Universität ebenso wie von diversen Förderprogrammen profitieren können. Erst nach dem Staatsexamen und vor dem Einstieg in das Berufsleben fühlte ich mich jedoch persönlich und fachlich reif genug für diesen großen Schritt. Zudem hörte ich in jener Zeit häufiger, dass viele künftige Arbeitgeber den Auslandsaufenthalt bei ihrer Wahl neuer Mitarbeiter voraussetzen. Nach einem kurzen Kontakt zur deutschen Botschaft in den Vereinigten Staaten – jenem Land, in das ich unbedingt wollte –, wurde mir angeraten, die Deutsch-Amerikanische Handelskammer mit Sitz in New York mit meinem Anliegen zu betrauen. Dort vermittelte man mir binnen weniger Wochen eine Stelle und wies mich auch bezüglich der notwendigen Dokumente an, die ich hauptsächlich in Form einer schriftlichen Bewerbung sowie des Visums vorlegte.

Wie wurde mein Praktikum finanziert?

Mein größtes Problem erwies sich im Rahmen der Planung aber nicht in der Reise an sich, sondern in deren Finanzierung. Ich hatte mich für ein dreimonatiges Praktikum in Atlanta im Bundesstaat Georgia entschieden. Dort ist das Leben zwar etwas günstiger als in den Metropolen wie Boston, New York oder Chicago. Aber auch das muss erst einmal bezahlt werden. Da ich nicht mehr studierte, blieb mir einzig der Weg über die Stipendiendatenbank. Hier können Fördermittel aller Art zugeteilt werden, wobei es oftmals schwierig ist, die zuweilen hohen Voraussetzungen dafür zu erfüllen. Dennoch fand sich auch für mein Anliegen ein Geldgeber, der mir die größte Sorge nahm und zumindest einen erträglichen Unterhalt in den Vereinigten Staaten gewährleistete. Ich konnte meine Energie somit in das Praktikum stecken und war nicht darauf angewiesen, nebenbei noch jobben zu gehen. Die klägliche Freizeit wollte ich schließlich mit dem Kennenlernen des Landes verbringen.

Wie wurden die ersten Tage in der Fremde empfunden?

Die Kanzlei, für die ich tätig sein sollte, verfügte über einen engen Kontakt zur Universität in Atlanta und konnte mir somit auch ein kleines Zimmer im Studentenwohnheim zuteilen. Zwar recht bescheiden, aber besser als nichts – und immerhin kostenfrei. Dennoch hat mich die Anfangszeit in dem fernen Land zunächst an die Grenzen meiner Fähigkeiten gebracht. Meine Arbeitgeber, so nett und hilfsbereit sie alle auch waren, legten die Messlatte meiner Leistungen vom ersten Tag an sehr hoch. Trotz guter Sprachkenntnisse verstand ich vieles nicht, da die Fragen und Anweisungen stakkatoartig auf mich einprasselten. Ich lernte später aber, dass das keine Seltenheit war. Niemand vergeudet dort Zeit. Jeder Mitarbeiter muss von der ersten bis zur letzten Sekunde mitziehen. Schafft er es nicht, ist er eben nicht geeignet für diesen Job. Diese Lehre habe ich binnen der ersten Woche in Atlanta erlernt.

Wie verlief das Praktikum in Gänze?

Davon abgesehen erwartete mich in Atlanta eine zwar intensive, aber gute Zeit. Die Erkenntnis, auch abseits der vertraglich festgelegten Arbeitszeiten verfügbar sein zu müssen, begriff ich auch schnell. Viele Mandanten kamen mit ihren Anliegen außerhalb der Geschäftszeiten. Für solche Notfälle hatte die Kanzlei Mitarbeiter eingeteilt – einem davon war ich zugewiesen. Es kam also vor, dass nachts oder an den Wochenenden das Telefon läutete und ich kommen musste. Jene Zeiten wurden dann aber auf andere Weise ausgeglichen, wodurch ich immer mal einen freien Tag hatte. Kompliziert war daneben das Einfinden in das amerikanische Rechtssystem, mit dem ich bis dato nur wenig Berührungspunkte hatte. Auch das wird aber vom Arbeitgeber vorausgesetzt und darf vor Ort keinen Hinderungsgrund für die eigene Tätigkeit darstellen. Wird von dem Praktikanten auch nicht verlangt, alles zu wissen und alles zu können, so muss er doch über die Fähigkeit verfügen, sich dieses neue Terrain jederzeit freiwillig zu erschließen.

Mein Fazit des Praktikums

Rückblickend möchte ich die Zeit in Atlanta aus persönlicher und beruflicher Sicht nicht mehr missen. Mag auch damals vieles schwierig gewesen sein, so habe ich doch erst dabei gelernt, meine Grenzen zu überschreiten. Sicherlich waren es keine spektakulären Fälle, die ich bearbeitet habe. Und ich wurde auch nicht mit besonderen Aufgaben betraut. Ich kopierte Akten, war bei Mandantengesprächen anwesend, suchte in den Gesetzen die entsprechenden Passagen und verfasste kurze Berichte des Falles sowie einer rechtlichen Lösung für meinen Vorgesetzten. Aber gerade darin liegen sehr viele komplexe Aktivitäten, die mir vorher nicht bewusst waren. Sie zu meistern, ist mitunter ein Knochenjob. Leistung steht im Vordergrund. Aber auch diese Anforderungen können erfüllt werden. Wem das gelingt, der wird in den Vereinigten Staaten eine schöne Zeit verleben, die sehr viel Lehrreiches für das eigene Leben mitbringt. Eine solche Reise erweitert den eigenen Horizont.